{tag 1} Anreise mit British Airways von Düsseldorf über London nach Vancouver. Ankunft ca. 18.30 Uhr. Dann mit dem Taxi zur Jugendherberge in Downtown Vancouver (Ab 2 Personen lohnt sich ein Taxi, im Gegensatz zu dem recht teuren Airport-Bus). Die Jugendherberge hatten wir vorher reserviert, was auch ganz gut war, da wir sonst vermutlich keinen Platz mehr bekommen hätten.

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{tag 2} Wir haben herausgefunden, dass alle 2 Stunden ein Bus nach Victoria auf Vancouver Island fährt und beschließen diesen zu nutzen. Praktischerweise können wir unser Gepäck, welches wir für die Wanderung nicht benötigen in der Jugendherberge deponieren. Vorher gehen wir allerdings noch zu Mountain Equipment, einem riesigen Outdoor-Supermarkt, um unsere Ausrüstung zu vervollständigen und Benzin für unseren Kocher zu kaufen. Dabei bekommen wir schon mal einen Vorgeschmack darauf, wie es sein wird mit einem schweren Rucksack durch die Gegend zu laufen. So sind wir dann auch ganz froh, als wir endlich im Bus sitzen. Vor allem die Fährfahrt nach Vancouver Island vorbei an vielen kleinen Inseln macht die Fahrt schon zum Erlebnis. In Victoria angekommen beziehen wir unser Zimmer in der netten kleinen Jugendherberge und sehen uns noch ein wenig in der Stadt um, bevor wir dann relativ früh ins Bett gehen (Die Zeitumstellung macht sich schon bemerkbar).

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{tag 3} Heute geht's dann richtig los. Früh morgens starten wir mit dem Westcoasttrail Express (www.trailbus.com) zum nördlichen Trailhead, nach Bamfield. Zunächst sind wir die einzigen Passagiere in dem Kleinbus, aber in Nanaimo steigen noch zwei weitere Hiker hinzu. Weiter geht es dann, bei inzwischen strömendem Regen über abenteuerliche Schotterstrecken, auf denen uns nur ab und zu mal ein riesiger Holztruck begegnet. Doch irgendwann sind wir am Ziel, und der Busfahrer fragt noch mal nach, ob wir wirklich bei diesem Wetter starten wollen oder doch noch einen Tag in Bamfield verbringen wollen. Wir lassen uns von unserem Vorhaben nicht abbringen und nun stehen wir mitten in der Wildnis und kommen uns doch etwas verloren vor (die beiden anderen wollen erst am nächsten Tag starten). Aber als wir nach ein paar Metern durch den Regen das Information Centre erreichen, treffen wir doch auf ein paar Personen, die den Trail schon hinter sich haben. Nachdem wir die Gebühr bezahlt haben und die obligatorische Sicherheitsunterweisung hinter uns gebracht haben, geht es dann gegen 13 Uhr los. Die erste Etappe ist recht angenehm zu gehen, der Weg ist relativ gut, die Steigungen sind noch nicht so groß und nach kurzer Zeit hört es auch auf zu regnen. Allerdings machen sich die schweren Rucksäcke schon bemerkbar. Die meiste Zeit führt der Trail durch den Wald, aber ab und zu ergeben sich schon die ersten beeindruckenden Aussichten auf den Pazifik. Nach etwa 6 Stunden sind wir dann aber doch froh unser erstes Tagesziel, den Campground am Michigan Creek zu erreichen.

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{tag 4} Der Morgen begrüßt uns mit strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel: so hatten wir uns das gewünscht! Zunächst führt uns der Weg über den Strand, bzw. über das Schelf. Hier kommt man ganz gut voran. Nach ein paar Kilometern geht es dann wieder in den Wald. Der Weg wird schon ein wenig schwieriger zu gehen, die Regenfälle vom Vortag machen sich schon durch einige Schlammlöcher und -pfützen bemerkbar. Aber immer wieder werden wir durch tolle Ausblicke übers Meer belohnt. Am Klanawa River erwartet uns die erste Überfahrt mit einem Cable Car. Dies ist eine kleine Gondel, wo genau zwei Personen mit ihren Rucksäcken hereinpassen, in der man sich an einem Stahlseil über den Fluss ziehen kann. Weiter geht's durch den Wald bis wir den Tsusiat River überqueren. Kurz dahinter führt uns das erste größere Leitersystem hinunter zum Strand, wo wir unser Nachtlager aufschlagen wollen. Auch wenn man auf dem Trail nur sehr selten jemandem begegnet, sind doch an diesem Campground schon einige Zelte aufgestellt. Aber wir finden noch ein sehr schönes Plätzchen. Nachdem wir unser Zelt aufgebaut haben, nehmen wir eine herrlich erfrischende Dusche unter den Tsusiat Falls. Ein Kanadier hat tatsächlich eine Axt dabei, die wir natürlich gerne nutzen, um ein wenig Treibgut für ein Lagerfeuer zu zerkleinern. Leider müssen wir feststellen, dass es sich mit unserem Kocher als schwierig erweist, Pfannkuchen zu kochen: entweder sind die Pfannkuchen noch halb roh oder sie haben sich fest mit dem Kochtopf verbunden. Aber letztendlich werden wir trotzdem satt.

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{tag 5} Heute ist das Wetter leider nicht mehr so schön. Aber wenigstens regnet es noch nicht. Wir kommen später los als geplant, deshalb müssen wir uns sputen, wenn wir noch am Strand den Tsusiat Point passieren wollen. Wir schaffen es so gerade eben noch trockenen Fußes diese Stelle zu bewältigen. Kurze Zeit später hätte die Flut diesen Weg am Strand unmöglich gemacht. Gegen Mittag erreichen wir dann die Nitinat Narrows, wo schon einige andere Wanderer auf die Fährüberfahrt warten. Hier ist man auf den Fährdienst der Indianer angewiesen, denn ohne Boot ist diese Meerenge nicht zu überqueren. Leider beginnt es bei der Überfahrt zu regnen. So entschließen wir uns dazu erst mal unseren Mittagimbiss in dem überdachten Unterstand des Indianers zu uns zu nehmen. Andere Hiker nutzen die Möglichkeit, sich von dem Indianer frisch gefangen Krebse zubereiten zu lassen. Wir wollen allerdings weiter und wagen uns kurze Zeit später hinaus in den Regen. Zunächst erleichtern uns Boardwalks (hölzerne Laufstege) das vorankommen, aber leider enden die nach ein paar Kilometern. Da unser Füße inzwischen sowieso nass sind, versuchen wir gar nicht mehr jede Schlammpfütze zu umgehen, sondern marschieren mitten hindurch. Bei einem Strandzugang entschließen uns den Weg am Strand fortzusetzen, weil wir es leid sind von Schlammloch zu Schlammloch zu hüpfen. Dies erweist sich aber als keine gute Entscheidung, da nach kurzer Zeit der Sandstrand endet und wir nur noch über Felsblocke klettern können. Dazu ist es ziemlich windig und saukalt. Also nutzen wir die nächste Möglichkeit wieder in den Wald zurückzugelangen, wo es zumindest windstill ist. Nach einiger Zeit sehen wir unten am Strand einen "Creek" der ins Meer mündet. Da wir inzwischen völlig durchnässt sind, beschließen wir kurzerhand, ein Stück zurück zu gehen und am Beach Access zum Strand herunter zu gehen und an diesen Ort unser Nachtlager aufzuschlagen. Dieser Platz ist in der Karte nicht als offizieller Zeltplatz aufgeführt, was vielleicht ein Grund dafür ist, dass wir den schönen Strand ganz für uns alleine haben. Weil wir wegen der Bären nicht im Vorzelt kochen können, müssen wir uns als Abendessen mit ein paar Müsliriegeln und etwas Schokolade begnügen. Aber sowieso hätte uns nichts in der Welt aus unseren warmen Schlafsäcken bewegen können.

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{tag 6} Glücklicherweise hat der Regen in der Nacht aufgehört. Der Morgen ist zwar noch etwas nebelig, aber zumindest trocken, so dass wir erst mal unsere nassen Sachen zum trocknen aufhängen. Wieder auf dem Trail, treffen wir ein paar Kanadierinnen wieder, die tags zuvor mit uns die Bootsüberfahrt gemacht haben. Sie erzählen uns, dass alle anderen, die mit im Boot saßen, wegen des Regens ihren Weg in Nitinat beendet haben. Vielleicht bereuen die das inzwischen, denn so nach und nach kommt die Sonne wieder zwischen den Wolken hervor. Wir erreichen das Carmanah Lighthouse, welches wildromantisch hoch oben über dem Meer auf einer Klippe thront. Es ist schon ein wenig komisch, wenn man nach soviel Wildnis in den letzten Tagen plötzlich in einem perfekt gepflegten Garten steht. Wir lassen uns zu einer kurzen Rast nieder und genießen die (mal wieder) tolle Aussicht. Nun geht es wieder hinab zum Strand, wo wir nach kurzer Zeit auf den Kiosk von Monique treffen, von dem wir schon vorher gehört hatten. In einer aus Treibgut und Plastikfolie zusammengezimmertem Hütte verkauft Monique, eine Halbindianerin, Hot Dogs, Burger, Getränke und sonst fast alles, was das Wandererherz begehrt. Die Preise sind ziemlich hoch, was allerdings auch verständlich ist, denn alles, was hier verkauft wird, muss zu Fuß durch den Urwald herangeschleppt oder mit dem Boot angeliefert werden. Wir wollen uns diesen Luxus nicht leisten und setzen uns lieber vor den "Kiosk" in die Sonne und verzehren den letzten Rest von unserem mitgebrachten Schwarzbrot mit Wurst und Käse. Nebenbei nutzen wir die Gelegenheit die noch nassen Sachen zum Trocknen in die Sonne zu legen. Da es bis zu unserem Tagesziel, dem Campground am Walbran Creek noch einige Kilometer sind, verabschieden wir uns widerstrebend von diesem schönen Plätzchen. Von nun an führt uns der Weg lange Zeit am Strand entlang. Hier geht es etwas schneller voran, weil man nicht ständig darauf achten muss, wo man hintritt. Aber das laufen im Sand ist natürlich auch ziemlich anstrengend, da man mit jedem Schritt tief in den Sand einsinkt. Und bald müssen wir auch wieder in den Wald zurück und uns über Baumwurzeln kämpfen. Die letzten 2 km ziehen sich ganz schön in die Länge und so wir dann doch ganz froh, als wir nach insgesamt 7 Stunden unterwegs unser Zelt aufschlagen können. Bei leckerem Nudeltopf klingt dieser Tag am Lagerfeuer aus.

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{tag 7} Heute, so stellt sich im nachhinein heraus, begeben wir uns auf die härteste Etappe des Trails. Zunächst bringt uns erst mal eine lange Leiter wieder hinauf zum Trail. Oben angekommen kann man eigentlich nicht mehr richtig von Weg sprechen: vielmehr besteht der Trail hier aus einer Aneinanderreihung von Schlammlöchern. So vergeht die meiste Zeit damit, von einem halbwegs trockenen Fleckchen Erde auf das nächste zu hüpfen, oder kleine, vermeintlich trockene Ausweichwege um die Pfützen zu machen, die dann aber doch nasser sind, als sie aussehen. Unangenehm ist auch, wenn man auf einen vermeintlich fest am Boden liegenden Ast tritt, der aber doch nur auf dem Schlamm schwimmt. Es kommt mehr als einmal vor, dass wir bis zu den Knien im Schlamm versinken. So sind wir dann erleichtert als der Logan Creek mit seiner langen Hängebrücke in Sicht kommt, auch wenn das erst mal wieder Leitern herunter- und wieder heraufsteigen bedeutet. Auf der anderen Seite ist der Weg zum Glück in etwas besserem Zustand, so dass es von nun an etwas schneller voran geht. Ab und zu erleichtern auch wieder Boardwalks unser Vorankommen, obwohl man doch an manchen Stellen ziemlich aufpassen muss, dass man nicht auf den teils moosbewachsenen Brettern ausrutscht. Am Cullite Cove gibt es dann noch mal richtig was zu klettern: Über die längsten Leitern des Trails geht es hinunter zum Cable Car und auf der anderen Seite genauso weit wieder hinauf. Verglichen mit den Kilometern zuvor läuft es sich jetzt schon fast wieder richtig angenehm. Zwar müssen wir auch hier noch das ein oder andere Schlammloch umgehen, unter umgestürzten Bäumen hindurch klettern oder auf Baumstämmen über kleine Bachläufe balancieren. Aber daran haben wir uns in den letzten Tagen schon gewöhnt, so dass uns das auch nicht mehr viel ausmacht. Als wir nach etwa 7 Stunden (für insgesamt 9(!) Km) unser Tagesziel, Camper Creek, erreichen ist es dort leider schon (für Westcoasttrail-Verhältnisse) unangenehm voll. Fast alle Leute kommen aus der anderen Richtung, also war es vermutlich auch aus diesem Grund gar nicht so schlecht, dass wir im Norden unsere Wanderung begonnen haben. Die Zelte stehen doch ziemlich dicht beieinander und Holz für ein Lagerfeuer gibt es auch kaum noch. Wir beschließen am nächsten Morgen noch früher aufzubrechen, damit wir am nächsten Abend einen besseren Platz finden.

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{tag 8} Wir schaffen es tatsächlich ziemlich früh loszukommen und nehmen bei schönstem Wetter die vorletzte Etappe in Angriff. Inzwischen sind unsere Rucksäcke etwas leichter geworden, und wir haben uns an die Last gewöhnt. Der Weg ist hier auch in brauchbaren Zustand, allerdings kann uns jetzt auch nichts mehr wirklich schrecken. So kommt es, dass wir nach 5 Stunden tatsächlich als erste Thrasher Cove erreichen und uns den besten Platz aussuchen können. Allerdings kommen auch später nur noch wenige Leute, so dass es schön leer bleibt. Eine Gruppe, die am Morgen in unsere Richtung gestartet ist, scheint bis zum Trailhead gelaufen zu sein. Das hätten wir sicherlich auch geschafft, aber wir wollen lieber noch einmal auf dem Trail übernachten damit wir uns am letzten Tag nicht so abhetzen zu müssen. Außerdem ist unser Rücktransport nach Victoria sowieso erst für morgen gebucht.

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{tag 9} Morgens gilt es erst einmal wieder Leitern und etwa 1 Kilometer Weg mehr oder weniger bergauf zum Haupttrail zu überwinden. Auch danach geht es ganz schön nach oben, aber schließlich liegt auf diesem Wegstück auch der höchste Punkt des Weges. Aber da wir ja inzwischen gut eingelaufen sind und der Weg hier auch relativ gut ist, kommen wir gut voran. Ansonsten bietet diese Etappe nichts wirklich spektakuläres mehr. Allerdings ist es ganz lustig, die entgegenkommenden Wanderer zu beobachten, die sich mit noch völlig sauberer Kleidung die Steigungen heraufquälen. Wenn die wüssten, was sie noch erwartet... . Aber wir sind jetzt am Ende des Weges angekommen. Nun müssen wir nur noch eine Signalboje hissen und nach kurzer Zeit kommt ein Indianer, der uns per Boot auf die andere Seite des Gordon Rivers bringt. Leider holt uns da nach den Tagen der Abgeschiedenheit und Ruhe wieder die Realität ein. Das Indianerreservat, in dem auch das Registration Office liegt ist wirklich kein schöner Kontrast zum Urwald der letzten Tage. Nachdem wir uns dort abgemeldet haben, bleibt uns noch einige Zeit bis zur Abfahrt des Busses, in der wir unsere letzten Vorräte aufessen und unsere Schuhe und sonstigen Sachen im Meer reinigen. Der Bus bringt uns in rasanter Fahrt nach Victoria, wo wir zunächst versuchen in der Jugendherberge ein Zimmer zu bekommen. Allerdings ist dort schon alles ausgebucht, so dass wir in das nicht allzu weit entfernte Backpacker´s Inn ausweichen, in dem wir ein schönes Zweibettzimmer bekommen. Abends genießen wir dann wieder die Vorzüge der Zivilisation und lassen die Tour bei einem Bier und einem Essen in einem der zahlreichen Restaurants in Victoria ausklingen.

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